Die Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453

Die Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453

Die Eroberung

Am Donnerstag, den 5. April war das gesamte türkische Heer mit dem Sultan persönlich als Oberbefehlshaber vor den Stadtmauern eingetroffen. Die Verteidiger bezogen gleicherweise ihre vorbestimmten Posten. Die Landmauern erstreckten sich vom Blachernae-Viertel am Goldenen Horn zum Studion-Viertel am Marmarameer und waren etwa sechs Kilometer lang.

Der Kaiser selbst namh mit seinen besten griechischen Truppen am Mesoteichion Aufstellung, und Giustiniani stand zu seiner Rechten am Charisios Tor und dem Myriandron. Der venezianische Minotto und sein Personal nahmen im Kaiserpalast in Blachernae Quartier und waren für seine Verteidigung verantwortlich.

Ein ungarischer Kanonengießer namens Urban wollte zunächst in den Dienst des byzantinischen Kaisers treten, doch konnte ihn dieser nicht bezahlen. Also versuchte er sein Glück beim Sultan und baute ihm eine Muster kanone. Beim Probeschießen gelang ihm ein Volltreffer, der ein venezianischen Schiff versenkte. Die Mannschaft wurde gepfählt. Davon begeistert ließ der Sultan weitere Kanonen gießen, die über 8 Meter lang waren und 600 kg schwere Kugeln abschießen konnten. Mehmed II war fest davon überzeugt, daß man die Stadt nur mit Hilfe der ausgezeichneten osmanischen Artillerie einnehmen konnte.

Die Handelsrepubliken Venedig und Genua besaßen hier Niederlassungen und die Stadtteile Pera und Galata. Die Flotte unter Baltoghlu hatte Befehl, dafür zu sorgen, daß kein christen Schiff die Stadt auf dem Seeweg erreichte. Zum Ärger des Sultans konnte die osmanische Flotte nicht in den Hafen von Byzanz eindringen. Eine Kette über die Einfahrt zum Hafen des Goldenen Horns wurde errichten.

Die große Stadt mußte gegen des Sultans Heer von 150000 Mann mit weniger als 7000 Mann verteidigt werden. Den Ehrenplatz im turkische Heer nahmen die Janitscharen ein. Ausnahmlos war jeder Janitscar christlicher Herkunft; aber er war entführt von Kindheit und erzogen zu erschlagen Christen.

Durch das Schisma der Ost- und Weströmischen Kirchen, konnte der grieche Kaiser keine Unterstützung im Falle eines osmanischen Angriffes erwarten. Die katholischen Kirchenfürsten des Westens deuteten die türkische Bedrohung als Strafe Gottes für jene, die das wahre Christentum ablehnten.

Die 26 km langen Stadtmauern Konstantinopels waren in einem ausgezeichneten Zustand und hielten dem tägliche Beschuß. Der Kaiser, nach Einbruch der Nacht ließ die Mauern sofort ausbessern und vernichtete die Stollen, die von den osmanischen Mineuren gegraben wurden.

Am 18. April befahl Mehmed den Sturmangriff gegen das Mesoteichion. Der Kampf war wirr und unübersichtlich. Auf dem schmalen Gelände, auf dem der Sturmangriff vorgetragen wurde, war die zahlenmäßige Uberlegenheit der Türken wertlos, während anderseits die Rüstungspanzer der Christen wirkungsvoller waren. Der Kampf dauerte vier Stunden. Dann wurden die Türken in ihre Stellungen zurückgenommen. Sie etwa 200 Mann verloren hatten. Nicht einer der Christen war getöten worden.

Am 20. April, sahen die Wächter auf den Mauern an der Seeseite 5 Schiffe auf die Stadt zukommen. Einem von ihnen war ein großes kaiserliches Lastschiff und wurde befehligt von Phlatanelas. Der türkisch Admiral Baltoghlu erhielt Weisung die Schiffe zu versenken. Am früen Nachmittag, als dir türkishcen Schiffe an sie herankamen, befanden die christlichen Schiffe sich bereits vor der Südostecke der Stadt. Baltoghlu rief ihnen von der führenden Triere zu, die Segel zu streichen. sie weigerten sich und hielten an ihrem Kurs fest. Das kaiserliche Schiff hatte Fässer voll der brennbaren Flüssigkeit an bord, die als Griechisches Feuer bekannt war, einer Waffe, die Konstantinopel in vielen Seeschlachten wärend der vergangenen 800 Jahre gerettet hatte.

Als der Abend nahte, schien es, als könnten sich die Christen nicht mehr sehr viel länger halten. Sie hatten dem feind großen Schaden zugefügt; aber es kamen noch immer neue türkische Schiffe zum angriff heran. Dann plötzlich, als die Sonne zu sinken begann, frischte der Wind in Stößen von Norden her auf. Die großen Segel der christlichen Schiffe blähten sich wieder, und es gelang ihnen, durch die türkischen Fahrzeuge zur Sicherheit der byzantinischen Schiffsperre durchbrechen. Der Sultan war außer sich vor Zorn. Am nächsten Tag befahl Mehmed Baltöghlu zu sich, schalt ihn vor aller Offentlichkeit einen Verräter, und einen Feigling und befahl seine Enthauptung.

Am Morgen des 22. April, setzte eine seltsame Schiffprozession in bewegung, über Land. 70 Schiffe wurden ins Goldene Horn geglitten. Giacomo Coco, der Kapitän einer venezianischer Galeere, machte den Vorschlag, bei Nacht den Versuch zu machen, die Schiffe niederzubrennen, und erbot sich, selbst die Fürung zu übernehmen. Aber Türken waren gewarnt worden. Türkischen Geschütze am Ufer das Feuer eröffneten. Die Christischen Schiffe wurden vernichtet. Die meisten Matrozen, unter ihnen auch Coco selbst, gingen zugrunde. aber vierzig christliche Seeleute waren an Land zu den türkischen Linien geschwommen. Später am gleichen Tag wurden sie in voller Sicht der Stadt niedergemacht.

In der Hoffnung bald auf eine venezianische Flotte zu stoßen, wurde am Abend des 3. Mai eine giechische brigantine aus der Flotille im Goldenen Horn mit zwölf Freiwilligen an Bord, die sämtlich als Türken verkleidet waren, an die Hafensperre gebracht. Um Mitternacht wurde die Sperre geöffnet, um sie durchzulassen. Die türkischen Farben am Mast, segelte sie mit dem Nordwind, ohne abgefangen zu werden, durch Marmarameer und hinaus ins Agäische Meer.

Am 7. Mai begannen alle die türkischen Kanonen zu feuern. Die Verteidigung traf ihre eigenen Vorbereitungen. Als der Angriff einsetzte, war er jedoch lediglich gegen den Mesoteichion-Abschnitt der Landmauern gerichtet. Eine gewaltige Anzahl Türken, wie üblich mit Sturmleitern und Haken an den Lanzenspitzen bewaffnet, stürmte über den Graben. Aber es genang ihnen nicht, sich über die zertrümmerte Mauer hinweg Eintritt zu erzwingen. Eine griechische Soldate namens Rhangabe habe des Sultans eigenen Bannträger Emir Bay mitten durchgehauen, ehe er selbst umringt und erschlagen wurde.

Am Sonntag 27. Mai konzentrierte sich der Beschluß auf die Palisade jenseits des Mesoteichion. Drei Volltreffer der großen Kanone brachten einen Teil von ihr zum Einsturz. Am gleichen Tag, ritt der Sultan durch sein ganzes Heerlager und verkündete, daß der große Sturmangriff sehr bald stattfinden werde. Seine Herolde, die ihm nachfolgten, gaben bekannt, daß den Soldaten drei Tage lang gestattet sein werde, die Stadt zu brandschatzen und zu plündern.

Montag 28. Mai. Wärend die Männer an den Mauern weiter arbeiteten, um die zertrümmerten Verteidigungswerke auszubessern, bildete sich in der Stadt eine große Prozession. Die Kirchenglocken laüteten, während Ikonen und Reliquien auf den Schultern der Gläbigen herausgebracht und durch die Straßen getragen wurden. Griechen und Italiener, Orthodoxe und Katholiken, sang Hymnen und wiederholte das Kyrie Eleison. Der Kaiser sprach zu ihnen: jeder Mann müsse bereit zu sein, für seinen Glauben oder für sein Land, oder für seine Familie zu sterben. Er sprach von der Glorie und den ruhmreichen Uberlieferungen der großen Kaiserstadt. Für der Helden des alten Griecheland und des alten Rom. Er für seine Teil, erklärte er, sei bereit, für seine Stadt und sein Volk zu sterben.

An diesem Abend waren Italiener, Katalanen und Griechen gekommen zu der großen Kirche zur Heiligen Weisheit. Die goldenen Mosaiken mit den Abbildern Christi und seiner Heiligen und der Kaiser und Kaiserinnen von Byzanz schimmerten im Licht von tausend Lampen und Kerzen. Dies war die letzte Messe des Aghia Sophia.

Dienstag 29. Mai. Gegen einhalbzwei Uhr morgens befand der Sultan, daß alles bereit sei, und erteilte Befehl zum Strurmangriff. Er schickte als erste seine irregulären Truppen, die Bazi-Bazuks nach vorn. Sie zählten nach vielen Tausenden und waren Abenteurer aus sämtlicher Herren Länder und Völker, Slawen, Ungarn, Deutsche, Italiener und sogar Griechen. Sie waren gehalten und zurücksclagen worden, aber sie hatten ihren Zweck erfüllt, den Feind zu ermüden. Nach, Regimenter anatolischer Türken aus Ishaks Heer, waren zum Sturmangriff übergegangen. Die Anatolier waren, ebenso wie die Irregülaren zuvor, infolge ihrer großen Anzahl im Nachteil. Die Christen mit dem Kaiser an der Spitze machten den grüßten Teil von ihnen nieder und trieben die anderen zurück zum Graben.

Jetzt war der Augenblick gekommen, die Jenitscharen in den Kampf zu werfen. Auch den Janitscharen gelang es zunächst nicht in die Stadt einzudringen. Aber das Geschick war gegen den Griechen. Einige Türken bemerkten eine offene kleine Ausfallpforte mit namen Kerkoporta, und stürmten hindurch. Der Sultan bemerkte die Panik und er befahl, mit dem Ruf: Die Stadt ist unser, die Janitscharen zum Sturmangriff. Konstantin mit Theophilos Paläologos, Johannes Dalmata und den Spanier Don Francisco von Toledo, verschwand in den barbarischen Horden. Er ward nie wieder gesehen.

Drei Tage lang wurde in der Stadt geplündert, gemordet und vergewaltigt. Die Türken machten jedermann, den sie in den Straßen trafen, Männer, Frauen und Kinder, unterschiedlos nieder. Das Blut floß in Strömen die steilen Straßen von der Anhöhe von Petra zum Goldenen Horn hinab. Sie zerstörten Mosaike, Ikonen, Bücher, Fresken. Sie zerstörten jedoch die Ikone der Mutter Gottes, das heiligste Bild in ganz Byzanz, das der Heilige Lukas, selbst gemalt hatte.


Bibliographie
Die Eroberung von Konstantinopel 1453. Steven Runciman